Die Burgunderkriege

Das Herzogtum Burgund (mit der Hauptstadt Dijon) erstreckt sich westlich der Saône. Die Freigrafschaf Burgund (mit der Hauptstadt Besançon) liegt östlich der Rhone. Im Spätmittelalter vereinigen die Herzöge von Burgund diese Gebiete und dehnen ihren Herrschaft weiter aus, nach Luxemburg, Brabant, Holland und Geldern – alles Gebiete mit grossem Wohlstand.

1465 wird Karl der Kühne Herzog von Burgund. Seine Macht übertrifft die des französischen Königs und des habsburgischen Kaisers. Karl der Kühne liebt prächtige Kleider und grossartige Hoffeste. Sein Heer ist luxuriös ausgerüstet, mit ihm will er viel Ruhm und weitere Ländereien gewinnen. Seine persönlichen Vorbilder sind die Helden des Altertums und der große Feldherr Julius Caesar.

Bern ist 1353 der Eidgenossenschaft beigetreten. Die 8-örtige Eidgenossenschaft schützt dem reichen Stadtstaat Bern den Rücken, während der sich nach Westen ausdehnen will. Bald werden die Expansionsgelüste Berns mit denjenigen Karls des Kühnen zusammenprallen und zwar im Raum von Murten- und Neuenburgersee. 
Im Sommer 1468 eilten 13 000 rauflustige Eidgenossen in den Sundgau („Südelsass“), der Reichsstadt Mülhausen 
zu Hilfe, die, weil sie mit den Eidgenossen befreundet war, vom österreichischen Adel bedrängt wurde. 

Auf diesem „Sundgauerzug“ verwüsteten sie das Land, was sie dann in einem Lied besangen:Da kamen wir ins Sundgäu hin und stachen nieder meng feistes Schwin.Wir stiessen Bränd zuon Wänden in, den Rauch sah man auch ennet dem Rhin.

160 Dörfer und 16 Burgen mussten dran glauben. Auf dem Heimweg belagerten die Rabauken das habsburgische Städtchen Waldshut, das Tor zum Schwarzwald und bedrohten es mit Zerstörung. Sie zogen erst ab, nachdem ihnen Herzog Sigmund 10 000 Gulden Lösegeld versprochen hatte.

Dieses Versprechen hatte aber bald ungeahnte Folgen. Der Habsburger Herzog Sigmund war knapp bei Kasse. Er musste den reichen Burgunderherzog Karl den Kühnen bitten, ihm die Summe vorzuschiessen. Der gab ihm nicht nur 10 000, sondern gleich 50 000 Gulden. Dafür wollte er das Elsass und den Schwarzwald als Pfand. Er dachte kaum daran, diese Länder je wieder an Österreich zurückzugeben.

Das Elsass erhielt einen strengen burgundischen Landvogt.

Die freien Reichsstädte am Oberrhein – Basel, Mülhausen, Strassburg und weitere – gerieten in grösste Bedrängnis. Der schlaue französische König Ludwig XI. fädelte die „Ewige Richtung“ ein, einen Frieden zwischen Frankreich, Habsburg-Österreich und der Schweiz. Dieser Friedensvertrag richtete sich klar gegen Burgund.

Die Reichsstädte sammelten und brachten die Pfandsumme auf. Doch Karl der Kühne nahm das Geld nicht an. Da brach im Elsass der Aufstand aus. Der burgundische Landvogt Peter Hagenbach wurde gefangengenommen und hingerichtet. Karl rächte sich, indem er viertausend Söldner ins Elsass schickte und sie dort wüten liess. Als Karl der Kühne die freie Reichsstadt Neuss am Rhein angriff und belagern liess, überwarf er sich noch mit dem Deutschen Kaiser, einem nahen Verwandten des Herzogs von Österreich. Der Kaiser rief den Reichskrieg gegen Karl den Kühnen aus. Des Kaisers Mahnung ging auch an die Eidgenossenschaft, die damals noch Teil des Deutschen Reiches war. Die Berner führten den Auftrag im Namen der Eidgenossenschaft aus, gleich zweifach. Sie schlossen einen Soldvertrag mit Frankreich ab und sie erklärten dem Herzog von Burgund den Krieg, was von der damaligen Politik als Tollkühnheit gewertet wurde.

Der Herzog von Österreich hielt zu den Eidgenossen, ebenso eine Vereinigung elsässischer Städte mit Kolmar, Schlettstadt und Strassburg. Ein Reichsheer, unter dessen Flagge auch die Eidgenossen marschierten, fügte den Burgundern eine erste Niederlage bei Héricourt bei (im Franche-Comté, nahe der heutigen Schweizergrenze).

Bald darauf trat eine Wende ein. Karl der Kühne hob die Belagerung von Neuss auf, verständigte sich mit Friedrich III. und versprach sogar seine Tochter Maria dem Sohn des Kaisers zur Frau. Daraufhin erachtete es der Franzosenkönig Ludwig XI. für klug, sich mit Burgund zu verständigen.Savoyen, das damals bis an den Bielersee reichte, stand mit dem Herzog von Mailand auf burgundischer Seite. Nun war Bern der vollen Wucht des Burgunderherzogs ausgeliefert. Immerhin hatte es noch die Eidgenossen im Rücken.

Weil Bern den Feind nicht vor den Toren ihrer Stadt erwarten wollte, rückten die bernischen Mannschaften gegen Westen vor. Zusammen mit den Freiburgern und den Solothurnern eroberte Bern das ganze Gebiet zwischen dem Jura, dem Genfer- und dem Neuenburgersee. Genf konnte sich durch Bezahlung eines Lösegeldes vor der Brandschatzung bewahren. Die verbündeten Oberwalliser rückten bis St. Maurice vor.

DIE AKTEURE:

Karl der Kühne von Burgund. Er ist nicht nur reich, sondern auch ehrgeizig.

Ludwig XI. von Frankreich, genannt der „Listige“ und die „Spinne“

Herzog Sigmund von Habsburg-Österreich, stets knapp bei Kasse. Der Schwarzwald und das Elsass gehören zu seinem Herzogtum.

Der Deutsche Kaiser (Friedrich III.), auch ein Habsburger. Er wäre der höchste, doch den Kaisern fehlen die Mittel, sich durchzusetzen.

Maria von Burgund, einziges Kind KdK, soll die schönste Frau ihrer Zeit gewesen sein. Sie verlobt sich mit Maximilian, dem Sohn des Kaisers. Der macht dann dank der burgundischen Mitgift Habsburg-Österreich zu einem weltumspannenden Reich.

Peter Hagenbach, ungeliebter Landvogt

René (Renatus) von Lothringen. Sein Herzogtum Lothringen wird vom Herzogtum

Karls des Kühnen eingeklemmt und bedrängt.

Die Herzogin von Savoyen, Schwester des frz. Königs, die aber für KdK Partei ergreift.

Adrian von Bubenberg, Berner Schultheiss, Verteidiger von Murten. Er war Page am Hof in Burgund, kennt also seinen Gegner bestens.

ORTE:

Neuss, Mülhausen (zugewandter Ort),

Waldshut, Grandson, Murten, Nancy,

Bern (im Bund mit den Eidgenossen)

ABSICHTEN:

Bern will sich nach Westen ausdehnen.

Karl der Kühne will sein Burgund, zwischen Deutschland und Frankreich, Richtung Norden und Richtung Süden zu einem „Mittelreich“ erweitern, eventuell mit Savoyen dann von der Nordsee bis zum Mittelmeer. Herzog Karl will König und sogar Kaiser werden.

Die Eidgenossen haben wie immer Streit mit Habsburg-Österreich um Landbesitz an der Aare, an der Reuss und am Rhein.

Frankreich beargwöhnt den machthungrigen Emporkömmling an seiner Westgrenze und intrigiert politisch geschickt.

DER MERKVERS:

Karl der Kühne verlor bei Grandson das Gut, bei Murten den Mut und bei Nancy das Blut.

DAS ERGEBNIS:

Kein Landgewinn für die Eidgenossen, dafür Geld, Gold, Edelsteine, Kunstwerke undKanonen. Der plötzliche Reichtum lässt die Sitten verwildern und gefährdet den Bund. Die Schweiz hat Grossmachtpolitik betrieben, aber Frankreich wird zur Grossmacht. Die eidgenössische Schlagkraft erregt europaweit Aufsehen, Schweizer Söldner werden zum „Exportschlager“, eine wilde Reisläuferei beginnt und noch mehr Geld fliesst ins Land.

Die Belagerung von Neuss dauerte fast ein Jahr und war für beide Seiten rechtverlustreich. Als die Reichstruppen heranrückten, gab Karl der Kühne auf und verständigte sich mit dem Kaiser.

Karl der Kühne rüstete und rückte, nachdem er in raschem Anlauf das Herzogtum Lothringen an sich gerissen hatte, über die Juraberge gegen Bern vor. Im Februar 1476 erschien er mit seinem Heer vor Grandson am Neuenburgersee und belagerte es. Das Schloss wurde durch eine eidgenössische Besatzung verteidigt.

Savoyen nutzte die günstige Gelegenheit, das Waadtland zurückzuerobern. Nur Murten blieb in der Hand der Berner.Der Page von Karl dem Kühnen schrieb einen Bericht über die Belagerung Grandsons:

Karl trug die Belagerung vor die Festung Grandson. Hier standen ausgesuchte Kriegsleute der Schweizer, weil sie diese Stadt in ihrer Nähe gut verteidigen wollten. Das Heer des Herzogs war zahlreich, da fortwährend Leute aus Savoyen und aus der Lombardei zu ihm kamen. Seine Artillerie war mächtig und gut. Karl trat in seinem Lager mit grossem Prunk auf, um sich den Gesandten aus Deutschland und Italien zu zeigen. Er hatte seine kostbarsten Schmucksachen bei sich. Als Grandson einige Tage belagert und beschossen war, ergab sich die Besatzung des

Schlosses auf Gnade und Ungnade. Karl liess alle 412 Mann töten: ertränken, erhängen. Es war ein furchtbarer und schauderhafter Anblick.“

Ein eidgenössisches Heer nahte. In Neuenburg hatten sich die verschiedenen Zuzügler vereinigt, nun rückten die Abteilungen dem Neuenburgersee entlang vor. Eine Abteilung belagerte das Schloss Vaumarcus, während eine andere die bewaldeten Höhen überquerte. Da sahen die Eidgenossen, als sie in eine Lichtung traten, zu ihren Füssen das burgundische Heer, das seine festen Stellungen verlassen hatte und soeben längs des Sees aufmarschierte. Sofort begannen die

Eidgenossen von den Höhen herab den Angriff. Karl schickt ihnen Reiter entgegen.

Die Schlacht von Grandson ist eines der letzten Duelle eines adeligen Reiterheeres gegen Bauernsoldaten. Eingeübte Kriegskunst gegen hartnäckige Wucht, Ritter gegen Fussvolk, Lanzen und Schwert gegen Hellebarden und Morgenstern. Als nicht gleich eine Entscheidung fiel, nahm Karl seine Bogenschützen zurück, um dafür die

Geschütze in Stellung fahren zu lassen. Dieser Rückzug der Bogenschützen interpretierte das rückwärtige burgundische Fussvolk als Auftakt zur Flucht. Jetzt erst marschierte der Haupthaufe der Eidgenossen heran. Bei den „Welschen“ hörte man Sauve-qui-peut-Rufe, und bald machte sich Karls so stolzes Heer auf und davon und liess seine gesamte Ausrüstung und unermessliche Schätze zurück.

In Hunderten von Marketenderbuden fanden die Sieger, was Herz und Gaumen erfreute. Riesig war der Vorrat an Kriegsgerät, an Büchsen, Feldschlangen, Spiessen, Mordäxten, Armbrüsten und Banner. In märchenhafter Pracht glänzte, leuchtete und glitzerte der Luxus, den man in den Prunkzelten Karls und seiner Grossen fand. Da war der Thronsessel, in dem Karl der Kühne seine Gesandten empfing. Da fanden sich Diamanten, die den Wert einer kleinen Stadt hatten – und dann von irgendeinem Eidgenossen später für ein paar Silberlinge verkauft wurden. Beim Teilen zerschnitten die Krieger Sammet und Seide wie grobes Tuch. Ein Teil dieser Burgunderbeute ist noch heute im Historischen Museum in Bern zu bewundern. Imposant sind vor allem die Wandteppiche mit der Geschichte von Caesar, der in burgundischer Kleidung auftritt.

Karl der Kühne raste über die erlittene Schlappe und schwor, sich an den elenden Kuhmelkern zu rächen. Drei Monate später erschien er – diesmal vom Genfersee her – mit einem noch imposanteren Heer, das aus französischen, italienischen, englischen, deutschen und – auch eidgenössischen Söldnern bestand.

Die Berner hatten vorgesorgt und das Städtchen Murten als Sperre verstärkt. Die Annäherung an die Mauern war durch Schanzen im Vorfeld erschwert, die Verbindung über den See konnte durch schnelle Boote gesichert werden. Als Karl der Kühne nun nahte, begrüssten ihn die Geschütze, die er bei Grandson gelassen hatte. Eine Besatzung von 1500 Mann unter dem Ritter Adrian von Bubenberg stand gerüstet zur Verteidigung bereit. Die burgundischen Kanonen donnerten zurück und schlugen Breschen in die Ringmauer, doch diese wurden des Nachts wieder geflickt – Frauen und Kinder halfen mit. Kühne Ausfälle der Verteidiger brachten den Angreifern grosse Verluste. Ein von den Burgundern versuchter Sturmangriff misslang.

„Es schiesse zwo Bombarde vor em Bärnertor.

Am usser Grabe schanze sech die Wältsche vor.“

„Su chöm sie! Myner Büchseschütze träffe guet!

Im Grabe unge chüle d’Angel ne der Muet!“

„Es Gstungg vo grosse Wachtschiff räblet uf em See.

Gly chunnt ke Ma, ke Muus, kes Fischli düre meh!“

„Het eine von ech Angscht, ertrünn er no dervo!

U nächär isch nümm nötig, chönne düre z’cho!“

„Dä Morge sibezg Schütz! Breit Lücke hei sie gmacht!“

„Mir wei vermuure! Ma u Frou, u Tag u Nacht!“

„Si stürme! Brüele, Murte müessi uber ga!“

„So lang mer Bluet u Läbe hei, git kene na!“ (Hans Zulliger: „Buebebärg“, 1932) 

Bubenberg zeigte eisernen Widerstandswillen. Er liess dem Berner Rat melden: „Solange sich in uns eine Ader regt, gibt keiner nach.“ Nun feuerten schwere Bombarden Tag und Nacht auf die Mauern, grosse Stücke fielen ein. Die Burgunder bereiteten den nächsten Sturmangriff vor.

An der Saane bei Gümmenen sammelte sich das eidgenössische Heer. Es dauerte einige Tage, bis sich der Zuzug aus den eidgenössischen und den verbündeten Orten eingefunden hatte. Auch Karl traf nun Vorkehrungen für eine Feldschlacht.

Als auch die sehnlichst erwarteten Zürcher eintrafen und Hans Waldmann, dernachmalige Bürgermeister,als erfahrener Hauptmann in den eidgenössischen Kriegsrat trat, konnte sich das Heer in Bewegung setzen. Es waren 25 000 Mann, wovon 2200 Berittene. Dichtes Gehölz verbarg die Bewegungen vor dem Feind.

Es regnete in Strömen. Als die kampfbereiten Haufen aber aus dem Wald traten und im Angesicht des Feindes ihr Schlachtgebet verrichteten, brach wie ein gutes Omen die Sonne durch die Wolken. Hans von Hallwil, der Anführer der Vorhut, sprang auf, erhob sein Schwert und rief: „Auf, Brüder, die Sonne leuchtet uns zum Sieg!“

Quer am Hang hatten sich hinter einem befestigten Grünhag 3000 Burgunderverschanzt. Der Verhau aus grünem Holz sollte die Kanonen sichern. Trotz derheransausenden Kugeln überrannten die Eidgenossen die Feldbefestigung. Dannstürmten sie in breiter Front dem burgundischen Lager zu.

Der Herzog hatte sein Heer den ganzen Vortag in Schlachtstellung ausharren lassen. Als der Feind ausblieb, hatte er seine Hauptmacht in die Quartiere zurückgeschickt. Weil es an diesem 22. Juni 1476 so stark regnete, rechnete der Herzog nicht mit einem Angriff. Nun wurde er in seinem Zelt aufgeschreckt. Er alarmierte sogleich sein Heer. Aber schon wälzte sich das eidgenössische Fussvolk mit unwiderstehlicher Gewalt und unerwartet schnell heran, alles niederhauend, was sich in den Weg stellte. Schwere Kämpfe fanden rund um den Feldherrenhügel statt, wo Karls Hauptquartier war. Karl der Kühne und seine Reiterei flohen, aber der Rest des Heeres entging den Siegern nicht. Die Tagsatzung hatte verboten, Gefangene zu machen. Das burgundische Fussvolk und der Tross wurden gegen den See gedrängt. Nun stürmte auch Adrian von Bubenberg mit seinen Bernern aus den Toren. In einem Gemetzel ohnegleichen wurden 10 000 burgundische Söldner hingeschlachtet. Wen keine Mordwaffe traf, ertrank im See. Die Niederlage der Burgunder war total.

Kaum hatte sich Karl der Kühne von der Murtener Katastrophe etwas erholt, bereitete er sich wiederum zum Krieg vor. Vorerst wollte er das von seinem Reich wieder abgefallen Lothringen zurückerobern und belagerte Nancy, die Hauptstadt.

Herzog René von Lothringen warb in der Eidgenossenschaft 8000 rauf- und raublustige Soldknechte an, die nun mitten im harten Winter unter der Führung von Hans Waldmann plündernd durch die Vogesen zogen und sich in Lunéville mit den Lothringern trafen. Mit 20 000 Mann griff Herzog René von Lothringen das burgundische Belagerungsheer vor Nancy an. Karls Heer zählte nur halb so viele Krieger. In kurzer Zeit wurde es geschlagen und zum grossen Teil vernichtet. Karl hatte mutig mitgekämpft, wurde dann von der allgemeinen Flucht mitgerissen. ZweiTage später fand man die Leiche Karls des Kühnen in einer Sumpfwiese. Der Herzog von Burgund war erschlagen und ausgeplündert worden.

Das Herzogtum Burgund fiel – weil es nur ein Lehen gewesen war – an Frankreich zurück. Karls Tochter Maria erbte die Niederlande. Friedrich III. sorgte dafür, dass die Heirat der Erbtochter mit seinem Sohn Maximilian bald stattfand – noch im Todesjahr Karls.

Die Freigrafschaft Burgund war ehemaliges Reichsland. Wer sollte sie erhalten? Ludwig XI. und Friedrich III. waren sich einig, dass man sie nicht den Eidgenossen überlassen dürfe. Die Bauern und Adelsfeinde sollten nicht über den Jura hinübergreifen. Die Berner wollten die schöne Freigrafschaft Burgund in ihren Besitz nehmen, aber die anderen Eidgenossen waren jeder Landerwerbung abgeneigt. So wurden die Eidgenossen mit Geld abgespiesen. Gerne hätten die Eidgenossen die Freigrafschaft dem deutschen Kaiser übergeben.

Dieser aber konnte den hohen Kaufpreis von 150 000 Gulden nicht bezahlen – so erwarb Frankreich die Freigrafschaft, das Franche Comté.

Ludwig XI. hat einen herrschsüchtigen und tückischen Charakter. Mit Intrigen macht er Frankreich zur Grossmacht.

Bella gerant alii: tu felix Austria nube! – Krieg lass führen

die anderen – du, glückliches Österreich, heirate!

Maria von Burgund gilt als die schönste Frau ihrer Zeit. Der kleine, schief- gewachsene, über fünfzigjährige Ludwig XI. hat, um zusammen mit Burgund und den Niederlanden ein mächtiges Reich zu schaffen, der achtzehnjährigen Tochter Karls des Kühnen die Hand zum Ehebund hingehalten – und dabei den menschlichen Aspekt seines politischen Schachzuges vergessen. Denn nun eilt ein stattlicher Held herbei, der „letzte Ritter“, um als zweiter Sankt Georg die Braut vor dem französischen Drachen zu retten. Noch im Todesjahr Karls des Kühnen wird die burgundische Hochzeit Marias von Burgund und dem Sohn des Kaisers,Maximilian von Habsburg, gefeiert. Dieser muss sich zwar das burgundische Erbe mit dem Schwert in der Hand erkämpfen, doch er gewinnt für Habsburg all die Gebiete von Flandern, Brabant, Holland, Luxemburg bis zur Freigrafschaft Burgund. Nur das eigentliche Stammland Burgund geben die Klauen des Königs von Frankreich nicht preis. Maria schenkt dem geliebten Gemahl, dem späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, zwei Kinder, dann fällt sie früh einem Jagdunfall zum Opfer. Aus der Ehe ihres Sohnes Philipp des Schönen mit der einzigen Erbin Spaniens fällt dem Haus Habsburg wiederum riesiger Länderbesitz zu. Auch die Enkel Marias und Maximilians erheiraten neue Länder: Karl, als spanischer König, vermählt sich mit Isabella von Portugal, Ferdinand vermählt sich mit Anna von Böhmen. Dadurch fallen dem Hause Habsburg als Erbe nochmals Böhmen-Ungarn und Tirol zu. Maximilian heiratet inzwischen in zweiter Ehe Maria Bianca Sforza von Mailand und setzt damit den Fuss nach Oberitalien. Alle diese

Erbschaften und durch Heiraten erworbenen Ansprüche führen das Haus Habsburg zur Weltmacht empor, so dass der Habsburger Karl V. (1519-56) sagen kann: „In meinem Reich geht die Sonne nie unter“ – weil das Reich mit seinen Kolonien den ganzen Erdball umspannt.

 

Menü